“Ausleuchten” – die Sache mit dem Wording

Während der letzten zehn Jahre auf meinem WLAN-Pfad – die meiste Zeit als technischer Dienstleister – habe ich immer wieder Anfragen nach einer “WLAN-Ausleuchtung” bekommen. Selten war aber sofort klar, was damit genau gemeint war. Das Wort “Ausleuchtung” scheint ein Sammelbegriff für “mach mal was vor Ort” zu sein. Im Folgenden versuche ich mal aufzudröseln was damit gemeint sein kann und welche Begriffe hilfreicher sein können, damit man auch bekommt was man bestellt.

Abdeckung (Coverage)

“Ich weiß nicht, ob der AP den Bereich auch komplett ausleuchtet.”

Ausleuchtung meint hier die Fläche die durch den Access Point mit einem für die Endgeräte nutzbaren Signal versorgt wird.

WLAN Site Survey (Validation Survey, Validierungsmessung)

“Wir brauchen von euch mal ne Ausleuchtung.”

Hier beschreibt die Ausleuchtung ein Vor-Ort-Fahren und das Messen eines bestehenden WLAN-Netzes. Das Ergebnis ist in der Regel ein Dokument mit Heatmaps, Fotos und einer Auswertung der Abdeckungsqualität gemessener Flächen.

WLAN-Design (Predictive Survey, Simulation)

“Wir bauen nächstes Jahr eine neue Halle. Könnt ihr dafür schonmal ne Ausleuchtung machen?”

Das Gebäude steht möglicherweise noch gar nicht, aber der Elektriker braucht schon die Montagepunkte der Netzwerkdosen für seinen Kostenvoranschlag. Mit einer WLAN-Planungssoftware (z.B. von Hamina, Sidos, iBwave, Netally, Acrylic oder zur Not auch Ekahau) lässt sich ein Gebäude mit seinen Wänden, Regalen etc. modellhaft darstellen. In diesem Modell lassen sich anschließend virtuelle Access Points mit verschiedenen Antennen platzieren und deren Abdeckung simulieren. Wenn das Modell präzise genug angelegt wurde ist diese Methode auch hinreichend genau. Im Zweifel wird sie später mit einer APoS-Survey als Hybrid-Survey kombiniert.

APoS Survey (Access Point on Stick)

“Könnt ihr unsere Halle mal mit den neuen APs ausleuchten?”

Diese Form der Ausleuchtung ist nicht mehr virtuell, sondern sehr physisch. Vor Ort wählt der geschulte Blick einige in Frage kommende AP-Positionen aus (alternativ auch Positionen aus einer vorherigen Smulation). An diesen Stellen wird das infrage kommende AP-Modell auf ein Stativ montiert und mit einer mobilen Stromversorgung eine Test-SSID senden gelassen. Anschließend wird die abgedeckte Fläche gemessen. So lässt sich beurteilen, ob ein künftiger, fest montierter AP die gewünschte Fläche zuverlässig mit einem WLAN-Signal versorgen kann. Das wird für alle anderen (kritischen) Positionen wiederholt.

Präzise Sprache vermeidet hier eine Menge Frust auf beiden Seiten und hilft, die richtige Erwartungshaltung aufzubauen. Ich selbst versuche das Wort “Ausleuchten” in WLAN-Kontext komplett zu vermeiden. Wenn deswegen beim Gegenüber Fragen aufkommen, ist das ein super Einstieg sich genauer darüber zu unterhalten was der tatsächliche Bedarf ist.

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